Königin der Nacht

Filmkritik zu:

Königin der Nacht

von Reinhard

gesehen auf dem FddF 2016

 

Über den Film:

Es ist eine Scheiß Situation in der Inge (Silke Bodenbender) und ihr Mann, gespielt von Peter Schneider, stecken. Ihr Bauerhof steckt in der Krise. In der gleichen Krise, in der jeder Hof steckt. Es wird nicht genug Geld erwirtschaftet, nicht genug um die Kredite bei der Bank zu bedienen. Schon gar nicht um die veralteten Gerätschaften auf den aktuellen Stand zu bringen. Oder gar richtig zu investieren, damit der Hof besser läuft.

Die Bank ist kurz davor zu vollstrecken, also alles zu verkaufen. Nur das Versprechen noch mal alle Energie zu mobilisieren stimmt diese, für eine Weile, ruhig. Aber Geld muss her, regelmäßig. Inge sucht sich einen Job. Einer bei dem sie tagsüber am Hof mithelfen kann, denn ohne sie würde ˋeh alles zusammenfallen. Nein, ein Job, wo sie nur abends weg ist. Also als Bedienung in einem Etablissement das seine besten Zeiten schon hinter sich hatte. Und deren Kunden so schmierig, wie Reich sind.

Und das Geld hilft auch. Es reicht noch nicht, aber es ist schon ein guter Schritt in die richtige Richtung. Den endgültigen Schritt macht sie wenig später. Aus der Bedienung wird eine Escort-Dame. So jemand leistet reichen Männern, womöglich in einer fremden Stadt, beim Abendessen Gesellschaft, oder beim Theaterbesuch, und manchmal auch mehr. Und manchmal auch nur mehr. Der Bauer weiß natürlich davon, schließlich macht Inge nichts hinter seinem Rücken.

Die erste dieser Nächte ist lang. Und er wartet geduldig, bis seine Frau nach Hause kommt. Sie erzählt, dass es gar nicht so schlimm war, wie sie es sich vorgestellt hatte. Und beide gehen dann ins Bett. Das war die erste von vielen Nächten. Und er wartet praktisch immer, während sie bei gutem Essen die Männer verwöhnt. Und hinterher, wenn sie mit diesen Männern im Bett ist, diese noch einmal verwöhnt.

Und vielleicht auch verwöhnt wird. Zumindest mutmaßt dass ihr Mann. Denn aus einfachen Fragen werden langsam bohrende Fragen. Wieso es ihr doch so gut geht, bei dem was sie tut. Doch die einfache Antwort reicht ihm nicht. Und den Mut, die Courage, das Ganze zu beenden hat er auch nicht, dazu wird das Geld zu dringend benötigt. Und irgendwie hat sich doch jeder arrangiert. Nur die Kinder dürfen natürlich nichts erfahren, oder die Leute im Dorf.

Und dann beginnt dass Ganze zu kippen. Erst ganz langst. Aber spätestens, als einer der Kunden auf dem Hof auftaucht, mit Inge reden will und doch die meiste Zeit mit dem Ehemann verbringt. Da wird klar, das diese beiden Leben nicht so einfach zu trennen sind. Aber kann die Lüge denn überhaupt enden, und was ist die Lüge?

In dieser Eigenproduktion des SWR, der irgendwo im Schwarzwald sein reales Vorbild hatte, sind es nicht weniger als die großen Fragen, die gestellt werden. Über Liebe und Vertrauen. Über Geld und Macht. Begierde und Verlangen. Wie kann so ein Spagat, zwischen Kuhstall und Edelrestaurant gelingen? Aber der Film wertet nicht, bringt keine einfachen Lösungen, zeigt nur, wie das Leben der Königin der Nacht war, mit allen Konflikten und ohne Moral. Und das ist seine Stärke. Denn dadurch kann er sich auf die Figuren einlassen. Die Frau, wie auf den Ehemann. Sogar der Kunde, gespielt von Hary Prinz, bekommt ein Gesicht.

Daher ist der Film empfehlenswert.

Technisches:

Regie: Emily Atef Andere Filme: Töte mich (2012), Das Fremde in mir (2008), Molly’s Way (2005)

Schauspieler:

  • Silke Bodenbender (als Inga Scholz) Andere Filme: Liebe möglicherweise (2016), Wild (2016), Es ist alles in Ordnung (2014)
  • Peter Schneider (als Ludwig Scholz) Andere Filme: Herbert (2015), Nackt unter Wölfen (2015), Bornholmer Straße (2014)
  • Hary Prinz (als Leon) Andere Filme: Das ewige Leben (2015), Beautiful Girl (2015), Die Kraft, die Du mir gibst (2014)

Kamera: Jürgen Carle Andere Filme: Der Andi ist wieder da (2015), Ein offener Käfig (2014), In gefährlicher Nähe (2015)

Musik: Cyril Atef Andere Filme: Töte mich (2011)

Produktion: SWR

Laufzeit: 89 Minuten
Genre: Drama
TV Ausstrahlung: Unbekannt
IMDB: imdb

Du hast “Königin der Nacht” gesehen? Hier kannst du über diesen Abstimmen.

Zeige die Ergenissee

Wird geladen ... Wird geladen ...

Über reinhard

Ich bin der, der diesen Blog betreibt.
Dieser Eintrag wurde in 2016, FddF, FddF-2016 veröffentlich. Erstelle ein Lesezeichen vom Permanentlink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.