Lost in Armenia

Filmkritik zu:

Lost in Armenia

von Reinhard

 

Über den Film:

Es gab mal einen wunderbaren Film, Lost in Translation. In diesem Film von Serge Avedikian ist man aber nicht in der Übersetzung verloren. Es gibt nämlich keine. Der Held wird in einer Welt geworfen, die ihn nicht versteht, und deren Worte er nicht versteht. Wo die Bitte um ein Taxi, das ihm zum Flughafen fahren soll, schon mal zu einer Nacht führen kann, die er eingesperrt im Ziegenstall verbringt. Wohl nur, weil er mit dem falschen Geld gewunken hast. Aber wer in der zivilisierten Welt, was in diesem Film Frankreich bedeutet, kennt schon den Unterschied zwischen Armenien und Aserbaidschan. Und weiß das dieser Länder sich in einem ewigen Krieg befinden. Unser Held jedenfalls nicht.

Und ebenso wenig versteht er, warum alle aus dem Dorf kommen und um Entschuldigung bitten. Die Hintergründe für diesen Wandel werden erst sehr spät im Film erklärt. Aber jetzt und hier, im Ziegenstall mit einer Handvoll Männer, die wie begossene Pudel da stehen, die den Priester vorschicken, weil es ihnen selbst zu peinlich ist. Da versteht der Mann, gespielt von Patrick Chesnais, erst recht nichts mehr.

Aber er ist dankbar das er raus kommt. Etwas zu Essen bekommt. Und so nach und nach die Leute kennenlernt. Etwa den Vorsteher, der alles organisiert. Den Schachfreak, den man nie ohne ein Spielbrett sieht. Den Jugendlichen, der bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit einen Rap zum Besten gibt. Oder die hübsche junge Frau, die sich offensichtlich mehr vom Leben erwartet. Und andere. Und dann gibt es Fest.

Das sind dann die Momente, wo es im Film einen Bruch gibt. Denn auch die Gespräche der Dorfbewohner werden jetzt untertitelt. Nicht immer. Manchmal, um das Gefühl der Verlorenheit zu verstärken, werden diese weggelassen. Aber zumeist kennt der Zuschauer beide Seiten. Während der Mann, ein Schauspieler, nicht weiß, woran er ist, während er herumgeführt wird und ganz wichtige Dinge gezeigt bekommt. Und die Dorfgemeinschaft jede Regung des Gesandten falsch verstehen und missdeuten.

Ein Vorteil des Zuschauers, den dieser auch braucht. Denn sonst wäre er selbst verloren.

Die weitere Geschichte ist einfach erzählt, weshalb ich das mir hier erspare. Es sei nur so viel gesagt, das es die üblichen Wendungen gibt, mit einem Bösen und dem Beamten. Und eine Frau kommt auch noch vor. Leider mit einer viel zu kleinen Rolle.

Und was als schräger Spaß beginnt, geht auch so weiter. Auch wenn bald klar ist das hinter jedem Witz eine Wahrheit sitzt. Eine die wehtut. So das diese nur in einem Witz erzählt werden kann. Sonst wäre die Welt nicht auszuhalten.

Mir hat’s gefallen.

Technisches:

Originaltitel: Celui qu’on attendait

Regie: Serge Avedikian Andere Filme: Paradzhanov (2013), Les chiens d’Istanbul (2011), Einst waren wir jung (2008)

Buch:

  • Serge Avedikian Andere Filme: Les chiens d’Istanbul (2011), Hundeelend (2010), Un beau matin (2005)
  • Jean-François Dérec Andere Filme: Le petit théâtre de Bouvard (1982)
  • Laurent Firode Andere Filme: Midi et soir (2011), Ein Sommer, drei Frauen, ein Café (2005), Quartier V.I.P. (2005)

Schauspieler:

  • Patrick Chesnais (als Bolzec) Andere Filme: Madame Christine & ihre unerwarteten Gäste (2015), Die schönen Tage (2013), 600 Kilo pures Gold! (2010)
  • Arsinée Khanjian (als Tzarkanoush) Andere Filme: The Captive: Spurlos verschwunden (2014), Simons Geheimnis (2008), Wahre Lügen (2005)
  • Robert Harutyunyan (als Arsham) Andere Filme: Ziazan (2014)

Kamera: Boubkar Benzabat Andere Filme: Vivant! (2014), Fièvres (2013), Les chiens d’Istanbul (2011)

Musik: Gérard Torikian Andere Filme: Rien ne va plus (2003), Es ist nie zu spät (2001), Staatsauftrag: Mord (1994)

Verleih: Les Acacias

FSK: -noch unbekannt-
Laufzeit: 90 Minuten
Genre: Komödie/Tragödie
Kinostart: -noch unbekannt-
IMDB: imdb

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Über reinhard

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