Gundermann

Filmkritik zu:

Gundermann

von Reinhard

 

Über den Film:

Es ist nach der Wende und Gerhard Gundermann (Alexander Scheer) ist mal wieder auf Tour. Keiner Tour um Musik zu machen, wie sonst. Es ist eine Tour um Leute zu treffen. Bekannte, Freunde von früher.

Und da sieht er sie, seine Stasiakte. Keine Opferakte, eine Täterakte.

Und ein dicker Wälzer. Aber er entschuldigt sich nicht. Denn er entschuldigt sich nie. Er hat ja nichts getan, das nicht seiner Überzeugung entsprach.

Etwa 20 Jahre früher. Gundermann kommt gerade von der Volksarmee zurück. Die wollten ihn nicht. Er ist der Typ, der zuerst redet und dann nachdenkt. Und wenn er nachgedacht hat, dann stimmt er doch dem zu, was er gesagt hat. Ein schlechter Ausgangspunkt für eine Karriere.

Aber ein brauchbarer Start als Sänger. Denn er ist Musiker, wenn auch nur abends und am Wochenende. Tagsüber ist er Baggerfahrer im Braunkohletagebau für die energiehungrige Wirtschaft der DDR.

Und so pendelt der zwischen seiner Kabine, in der er eine riesige Schaufel steuert, und den Auftritten mit seiner Band, seinen Freunden. Er ist der dichtende Arbeiter. Der mit einem kleinen Rekorder seine Gedanken sammelt. Die Texte seiner Lieder erstellt. Die dann von Freunden vertont werden. Und von der Band einem dankbaren Publikum dargebracht werden.

Aber er ist es auch, der sich in der Brigade einbringt. Verbesserungen durchsetzen will, und mit seiner Klappe dann doch eher die Leute vor den Kopf stößt als irgendwas bewegt.

Und als der Stasioffizier ihn mit der Möglichkeit von Westauftritten ködert, dann stimmt er zu. Er wird IM, Mitarbeiter bei der Stasi, bespitzelt Kollegen und Freunde aus.

Zwei Jahrzehnte später ist er fest überzeugt nur einige wenige Gespräche mit der Stasi geführt zu haben. Aber seine Akte erzählt eine andere Geschichte.

Eine Geschichte, die im Film nur in Ansätzen gezeigt wird. Weder das Beobachten noch das Weitergeben der Beobachtungen wird im Bild festgehalten. Und das ist der größte Makel, aber auch der größte Vorteil des Films. Er wird konsequent aus der Sicht von Gundermann erzählt. Mit allen Verdrängungen, mit aller Schönrederei. Mit allen Entschuldigungen, die er angeblich nie gemacht hat. Mit allen Brüchen.

Aber überzeugend ist er. Und seine Liedtexte sind gut. Selbst mir, der ich normalerweise nicht auf Liedermacher steht, hat es gefallen. Denn er singt von einfachen Erfahrungen, wie sie wohl jeder gemacht hat. Auch wenn er nicht Baggerfahrer im Tagebau ist.

Daher bekommt der Film von mir fünf von sechst Hüten.

Technisches:

Regie: Andreas Dresen Andere Filme: Halt auf freier Strecke (2011), Wolke Neun (2008), Sommer vorm Balkon (2005)

Buch: Laila Stieler Andere Filme: Mitten in Deutschland: NSU (2016), Die Friseuse (2010), Wolke Neun (2008)

Schauspieler:

  • Alexander Scheer (als Gerhard Gundermann) Andere Filme: Der junge Karl Marx (2017), Shakespeares letzte Runde (2016), Der Nachtmahr (2015)
  • Anna Unterberger (als Conny) Andere Filme: Freddy/Eddy (2016), Elser – Er hätte die Welt verändert (2015), Die Vermessung der Welt (2012)
  • Eva Weißenborn (als Helga) Andere Filme: Lux: Krieger des Lichts (2018), Die Masche mit der Liebe (2007), Ganz und gar (2003)

Kamera: Andreas Höfer Andere Filme: Krüger aus Almanya (2015), Hier und Jetzt (2013), Fleisch ist mein Gemüse (2008)

Musik: Jens Quandt Andere Filme: Als wir träumten (2015), Halt auf freier Strecke (2011), Sommer vorm Balkon (2005)

Verleih: Pandora Film
FSK: 0
Laufzeit: 127 Minuten
Genre: Biografie, Drama
Kinostart: 23 August 2018

Homepage: Homepage
IMDB: imdb
Wikipedia: wiki

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Über reinhard

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