Nomadland

Filmkritik zu:

Nomadland

von Reinhard

 

Über den Film:

Als die Fabrik schließt, muss Fern (Frances McDormand) gehen. Es gibt keine Jobs mehr in der Stadt, und von irgendwas muss sie ja leben.
Nach langer Ehe ist vor einiger Zeit ihr Mann gestorben. Das Haus hat ‚eh der Firma gehört.

Und so lebt sie jetzt in ihrem Van. Ein Campingbus, an dem sie selbst immer wieder Umbauen vornimmt.

Die Reise hat kein eigentliches Ziel. Es geht darum, einen Job zu finden. Und das ist im Amerika der Vor-Corona-Zeit nicht leicht. (Und da hat sich in der Zwischenzeit wohl auch nicht viel getan)

Für ein paar Monate hat sie einen Job bei Amazon. Und packt da genau die Pakete ein die wir alle täglich bekommen.
Auch kommt sie dort wieder in Kontakt zu einer alten Freundin. Und diese führt sie in die Abläufe und bei den Kollegen ein.

Der Versandunternehmer zahlt sogar den Stellplatz für ihr rollendes Obdach. Wobei ihr letzten Arbeitgeber ein Haus organisierte. Aber immerhin.

Schließlich ist sie nicht Obdachlos, wie sie mal erklärt, sondern nur Hauslos. Und das ist ja nicht das Gleiche.

Nach dem Weihnachtsgeschäft zieht sie weiter. Macht einen Job hier und da. Mal für kürzer, mal für länger. So klar ist das nicht. Aber was man sieht, reicht um eine Ahnung von diesem Leben zu bekommen.

Dabei ist es keine Loserstory, welche die chinesische Regisseurin Chloe Zhao, die inzwischen in den USA lebt, hier erzählt. Auch keine Aussteigerromantik und man bekommt ganz sicher kein Deprifilm zu sehen. Er ist wunderschön. Geht nahe an die Protagonisten heran. So nahe, dass manchmal die Kamera einen Schritt zurückgehen muss, wenn die Schauspielerin einen Schritt vorgehen will.

Man sieht die Gesichter und hört die Geschichten dieser Leute. Manchmal, oft, traurige Geschichten. Vom Verlust der Arbeit oder eines geliebten Menschen. Aber es ist kein trauriger Film. Er strotzt voller Leben, voller Hoffnung. Und wenn man die großen Gesichter auf der großen Leinwand sieht, hat man eine Ahnung, was man in den letzten Monaten verpasst hat.

Manche der Naturaufnahmen sind einfach wunderschön. Und wenn man sieht, wie sich diese Menschen gegenseitig helfen, ist das berührend.

Konflikte gibt es kaum. Am ehesten noch, wenn es zu Berührungen mit der „normalen“ Welt kommt. Aber das bleibt die Ausnahme in diesen 1 3/4 Stunden. Na ja, da gibt es die Geschichte am Ende. Aber ich will nicht spoilern.

Es werden einfach Nomaden gezeigt. In einem Land der Nomaden. Eben in Nomadland.

Ich würde ja sagen, dass es der beste Film ist, den ich dieses Jahr im Kino gesehen habe. Wenn das nicht so albern wäre, war es doch der erste Film auf der großen Leinwand. Aber solche Filme will ich sehe. Deshalb gehe ich ins Kino. Und habe dort schon vor 24 Jahren die Hauptdarstellerin in Fargo gesehen, für den sie damals den Oskar als beste Hauptdarstellerin bekommen hatte. Genau wie jetzt, in der gleichen Kategorie, für Nomadland. Einer von drei Oskars für diesen Film. Und alle Wohl verdient.

Vor mir bekommt er sechs meiner sechs Hüte. Ist also „einer von dreien im Jahr“. Vielleicht wird es ja noch ein gutes Kinojahr.

 

Technisches:

Regie: Chloé Zhao Andere Filme: Songs My Brothers Taught Me (2015), The Rider (2017)

Buch:

  • Chloé Zhao Andere Filme: Songs My Brothers Taught Me (2015), The Rider (2017)
  • Jessica Bruder Andere Filme: CamperForce (2017)

Darsteller:

  • Frances McDormand (als Fern) Andere Filme: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017), Moonrise Kingdom (2012), Fargo: Blutiger Schnee (1996)
  • Gay DeForest (als Gay) Andere Filme: –
  • Patricia Grier (als Patty) Andere Filme: –

Kamera: Joshua James Richards Andere Filme:The Rider (2017), God’s Own Country (2017), Songs My Brothers Taught Me (2015)

Musik: Ludovico Einaudi Andere Filme: Ziemlich beste Freunde (2011), This Is England (2006), Sotto falso nome (2004)


Verleih: Searchlight Pictures

FSK: 0

Laufzeit: 107 Minuten
Genre: Drama
Start: 1 Juli 2021

Homepage: Homepage
IMDB: imdb
Wikipedia: wiki

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Über reinhard

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