Systemsprenger

Filmkritik zu:

Systemsprenger

von Reinhard

 

Über den Film:

Benni ist nicht ganz zehn Jahre alt, und sprengt das System. Das wütende, kleine Mädchen sprengt jede Wohngruppe, bringt jeden Betreuer an den Rand des Aushaltbarens, sprengt das System.

Dabei kann das Mädchen wirklich liebevoll ein. Die Schnecke wird jedenfalls nicht verhungern. Und das Ungetüm an Monsterpuppe das sie immer dabei hat, spricht auch Bände, auch wenn dieses nie thematisiert wird.

Sie liebt auch ihre Mutter über alles, ebenso ihre jüngeren Geschwister. Auch wenn es sofort Streit gab, als die mal zusammenkommen. Aber dazwischen hat sie diese, man nennt es Anfälle. Deshalb ist sie auch immer wieder beim Arzt. Aber neurologisch ist nichts Auffälliges zu finden.

Dabei ist sie, gerade mal wieder, aus einer Wohngruppe geflogen. Sie hat das unberechenbare Sicherheitsglas gesprengt. Und die Nerven mancher Betreuer. Sie benennt die Betreuer auch nicht beim Namen, es ist immer die Funktion, über die diese angesprochen werden. Künstlich Abstand halten, denn Abstand ist Sicherheit. Aber das funktioniert so nicht. Auf beiden Seiten nicht.

Einer dieser Betreuer macht Urlaub mit Ihr. Also nicht wirklich Urlaub, es ist eine Erziehungsmaßnahme. Für drei Wochen in den Wald. Kein fließendes Wasser, dafür Plumpsklo. Kein Strom, und deshalb auch kein geliebtes Fernsehen. Einfach mit Gas kochen und ab-und-zu Bäume umschubsen. Und den grimmigen Bauer gibts kostenlos dazu. Benni gefällt es prima.

Und so negativ wie der Film beginnt, hier ist ein deutlicher Fortschritt zu sehen, eine positiver.

Aber was man hier als Zuschauer zu sehen bekommt, ist ‚eh nicht eine klassische Erzählung. Eine Entwicklung findet kaum statt. Alles dreht sich im Kreise. Es ist eher eine Zustandsbeschreibung. Und nicht die eines Mädchens das als kleines Kind misshandelt wurde, wie angedeutet wird. Es ist der Zustand unseres Betreuungssystems, das durch solche Kinder gesprengt wird.

Oder das die Betreuer, so engagiert diese sind, an ihre Grenzen gebracht werden. Und darüber hinaus.

Und das ist auch die Kritik, die man diesem Film machen kann. So was ist mir als Zuschauer einfach zu wenig. Auch, wenn die Leistung der jungen Helena Zengler bombastisch ist. Und Albrecht Schuch, als ihr Schulbegleiter, absolut überzeugt. Ab dennoch, etwas mehr Geschichte hätte mir besser gefallen.

Aber jeder mag sich seine eigene Meinung bilden. Und immerhin hat er einige Leute so überzeugt, dass er als deutsche Oskaranwärter unterwegs ist. Ich wünsch ihm alles Gute.

Auch wenn ich nur vier von sieben Hüten geben kann.

Regie: Nora Fingscheidt Andere Filme: Ohne diese Welt (2017), Boulevard’s End (2014), Brüderlein (2013)

Buch: Nora Fingscheidt Andere Filme: Ohne diese Welt (2017), Boulevard’s End (2014), Brüderlein (2013)

Schauspieler:

  • Helena Zengel (als Bernadette ‚Benni‘ Klaaß) Andere Filme: Der gute Bulle (2017), Die Tochter (2017), Looping (2016)
  • Albrecht Schuch (als Michael ‚Micha‘ Heller) Andere Filme: Atlas (2018), Paula – Mein Leben soll ein Fest sein (2016), Die Vermessung der Welt (2012)
  • Gabriela Maria Schmeide (als Frau Bafané) Andere Filme: In Zeiten des abnehmenden Lichts (2017), Frau Müller muss weg (2015), Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte (2009)

Kamera: Yunus Roy Imer Andere Filme: Ohne diese Welt (2017), Hinter dem Schneesturm (2016), Ein Versprechen (2012)

Musik: John Gürtler Andere Filme: Wintergast (2015), Backpack (2014), Brüderlein (2013)


Laufzeit: 125 Minuten
Genre: Drama
Start: 19 September 2019

Homepage: Homepage
IMDB: imdb
Wikipedia: wiki

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Über reinhard

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